Volkstracht
Kirchheimer Schäfertracht, um 1720
Schon Anfang der 60er Jahre geisterte in den Köpfen jüngerer Vereinsmitglieder der Gedanke, die verlorengegangene alte Kirchheimer Tracht wieder ins Leben zu rufen. Die Idee scheiterte zunächst an konservativen Vereinsmitgliedern, die wohl aus Abstammungsgründen nicht einsehen konnten, daß ein Bayern und Trachtenverein nicht nur die von den Gründern eingebrachten Trachten und Bräuche zu pflegen habe, sondern auch Brauchtum und Tracht der Wahlheimat. Obwohl schon seinerzeit recht viele angestammte Kirchheimer Bürger Mitglied des Vereins waren, dauerte es doch bis zur Jahreswende 1961/1962, bis erste konkrete Vorarbeiten begonnen werden konnten.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz konnte die neue, alte Kirchheimer Schäfertracht erstmals zum Internationalen Trachtenfest im Juli 1962 der Bevölkerung vorgestellt werden.
Mit dem öffentlichen Auftreten kam der Erfolg. Die Kirchheimer Gruppe bekam die ersten Einladungen innerhalb und ausserhalb des Gauverbandes. Besonders zu erwähnen ist die Mitwirkung bei den Feierlichkeiten anlässlich des Partnerschaftsübereinkommens zwischen den Städten Kirchheim und Rambouillet. Die Gruppe kam und kommt den Einladungen zu großen Trachtenfesten ins benachbarte Ausland nach.
Den Schwaben sagt man ja einen Hang zur Sparsamkeit nach, ihre Tracht zumindest bestätigt diesen Hang nicht. Sie ist bunt, reich verziert und hat eine glänzende Eigenheit: Die Haube der Frauen. Bei den Männern findet sich dagegen nicht eine besondere Kopfbedeckung, sondern derer gleich mehrere: Ob Schauffelhut mit Öffnung nach vorne oder hinten oder der Allgäuer Knickzylinder, beim Kopfputz der Männer wird nicht gespart.
Besonderheiten bei den Frauen
In Mittelschwaben war der Einfluss der städtischen Mode besonders stark, die mit einer Verzögerung von ein bis zwei Generationen auch auf dem Land ankam. Viele der heute noch im Familienbesitz befindlichen Stücke aus dem 19. Jahrhundert sind vom Biedermeierstil geprägt. Ein schönes Detail der schwäbischen Frauentracht sind die geringelten und gestreiften Strickstrümpfe in rot und blauund weiß. Ein besonderes Detail der Dekolletees ist die Muschelspitze an den Halstüchern der Frauen, die so drapiert wird, dass sie wie ein Collier zur Wirkung kommt. Auf dem Rücken hängen die Enden, die dem Tuch auch den Namen Nackenschlingtuch gaben.
Besonderheiten bei den Männern
Entgegen der heutigen Auffassung sind die Männer früher stärker an der aktuellen Mode orientiert gewesen als die Frauen. Da sie meist durch den Militärdienst oder aus beruflichen Gründen weiter reisten, waren sie den Frauen damals in Sachen Mode voraus. Einzelheiten ihrer Kleidung waren z.B. Münzknöpfe auf den Röcken, die oft aus dem 18. Jahrhundert stammten und von Generation zu Generation, von Rock zu Rock weitergegeben wurden. Die Weste aus Seide, Brokat oder Seidensamt ist meist das farbigste Stück der Herrentracht. Die Münzen an Jacke und Weste waren oft so eng aneinender genäht, dass sie aus der Ferne gesehen, wie eine silberne Linie wirkten. Generell kann man von der schwäbischen Herrentracht sagen, dass sie stark von der Militärmode geprägt war. Deutliche Unterschiede gibt es bei den Hutformen.